Vorhersagbare Migration in Echtzeitsystemen Phillip Raffeck, Stefan Reif, Wolfgang Schröder-Preikschat and Peter Ulbrich Mehrkernprozessoren, sowohl mit homogenen als auch heterogenen Speicherarchitekturen, halten besonders in den letzten Jahren vermehrt Einzug in die Domäne der eingebetteten Echtzeitsyste- me. Obwohl Migration von Tasks zur Laufzeit erforderlich ist, um das volle Potential aller Kerne ausschöpfen zu können, findet sie in der Praxis in Echtzeitsystemen kaum Anwendung. Zwar existie- ren zahlreiche auf Migration basierende Ansätze in der Schedulingliteratur, die jedoch oftmals unter der Annahme einer kostenfreien Migration agieren. In realen Systemen entstehen allerdings Ver- waltungsgemeinkosten, die schwer vorhersagbar sind und daher zu pessimistischen Abschätzungen des Zeitverhaltens des Aufgabensystems führen. Vorhersagbare Migration kann diesen Pessimismus verringern und so eine erhöhte Planbarkeit sowie effizientere Systeme ermöglichen. Dieser Vortrag stellt daher einen Ansatz vor, der mittels statischer Analysen geeignete Punkte im Programmablauf identifiziert, an denen eine Migration mit möglichst geringen Kosten verbunden ist. Durch eine Einschränkung der Migration auf diese vorherbestimmten Punkte erhöht sich zu- gleich die Vorhersagbarkeit des Systemverhaltens. Ein statisches Aufteilen des Systems an diesen identifizierten Punkten ist allerdings zu unflexibel. Deshalb gilt es, Schnittstellen und Mechanismen zu entwerfen, die es dem Betriebssystem zur Laufzeit auf effiziente Weise ermöglichen, an diesen statisch identifizierten Punkten Entscheidungen über eine potentiell benötigte Migration zu fällen. Durch die Kombination aus Analysewissen und aktuellem Laufzeitverhalten können aus Sicht der Termintreue unnötige Migrationen vermieden werden. Darüber hinausgehend betrachtet dieser Vortrag einen Ansatz, Synchronisation in Echtzeitsystemen durch Herstellen von Cachelokalität zugleich vorhersagbar und effizient zu gestalten. Dies erfolgt unter Ausnutzung der großen Anzahl zur Verfügung stehender Kerne, indem einzelne Kerne aus- schließlich für die Abarbeitung kritischer Abschnitte genutzt werden. So kann sichergestellt werden, dass geteilte Daten durchgehend im kernlokalen Speicher vorhanden sind und sich somit kürzere und vorhersagbarere Zugriffszeiten ergeben. In ihrer Gesamtheit ermöglichen die vorgestellten Betriebssystemmechanismen und Analysen eine effizientere und vor allem vorhersagbare Ausführung bestehender Echtzeitsysteme.